VDI Bezirksgruppe Donau-Iller
23.10.2009
Das Elektroauto ist auf dem Weg
Interessanter Blick in die Zukunft beim Forum Technik und Gesellschaft im Stadthaus
Die Gesellschaft braucht eine intelligente und saubere Mobilität und diese ermöglicht nur der Elektromotor. Das war die klare Aussage beim Forum Gesellschaft und Technik im Stadthaus mit dem brisanten Thema Die Zukunft der Individualmobilität Ist die deutsche Automobilindustrie noch zu retten? Deutlich wurde auch, dass dieser Prozess mit massiven, wirtschaftlichen Veränderungen für die Automobilindustrie verbunden ist.
Zum diesjährigen Forum Gesellschaft und Technik hatten der Verband der Elektrotechnik (VDE), die Bezirksgruppe Ulm Donau des Vereins deutscher Ingenieure (VDI) sowie die Ulmer Hochschulen zwei hochkarätige Fachleute ins Stadthaus geladen, wie Professor Manfred Wehrheim, Prorektor Forschung und Transfer der Hochschule Ulm, bei der Begrüßung betonte.
Marcus Fehling von der zentralen Forschungsabteilung von Siemens skizzierte vor 200 Ingenieuren die Zukunft, die eine saubere und intelligente Mobilität erfordere. Fehling stellte klar: Am Elektroantrieb führt kein Weg vorbei. Doch damit sei es nicht getan. Denn Elektroautos benötigten eine Infrastruktur zum Laden der Batterien und die Fahrzeuge können als fahrende Batterien das Stromnetz stabilisieren, in dem je nach bedarf Strom gezogen oder abgegeben wird. Die regenerative Energie soll in riesigen Anlagen, wie sie jetzt in Afrika geplant sind, produziert werden. Die Zukunft der individuellen Mobilität könne aber nur durch ein effizientes Zusammenspiel von Kommunikationstechnik, Gebäuden, und Energieversorgern gelingen, so Fehling ins seinem anschaulichen Vortrag.
Dreh- und Angelpunkt sei die Entwicklung von leistungsstarken Batterien. Die US-Regierung stecke in diese Forschung derzeit 2,5 Milliarden Dollar, China vier Milliarden Dollar und Deutschland 500 Millionen bis 2020, sagte der Siemens-Forscher, und Obama will nach dem Öl jetzt nicht von China abhängig werden, das in diesem Bereich derzeit führend ist. Laut Fehling ist China als Neueinsteiger in diesem Bereich bereits führend, weil sie dort unbefangen planen und entwickeln.
Professor Willi Diez von der Hochschule Nürtingen-Geislingen ging anschließend auf den wirtschaftlichen Aspekt dieser dramtischen Umwälzung ein. Nicht der Automarkt in Europa sei interessant, sondern der von Brasilien, China und Indien. Während in den USA und Europa auf 1000 Einwohner rund 600 Autos kommen, sind es etwa in China oder Indien derzeit gerade einmal zehn Fahrzeuge. Diez: Die Leute dort wollen auch Autos, und das ist alles mit Öl nicht mehr möglich. Alternative Antriebe sind notwendig.
Ein Verbrennungsmotor sei ein hochkomplexes Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst mit 240 beweglichen Teilen. Ein Elektroantrieb braucht keinen Ölfilter, Kühler, keine Einspritzpumpen, Abgastechnik oder Kolben. Diez: Das hat gravierende und dramatische wirtschaftliche Folgen für die Zulieferer der Autoindustrie gerade in Baden-Württemberg. Noch schlimmer: Die Teile für den Elektromotor werden in China ohne Probleme hergestellt beziehungsweise nachgemacht.
Wer als Zuliefererbetrieb den jetzt teuren Spagat zwischen Produktion (und Profit) der Teile für den Verbrennungsmotor und Forschung und Entwicklung für das E-Auto nicht schaffe, werde große wirtschaftliche Probleme bekommen, warnte Diez unter Beifall.
Dennoch sieht Diez Chancen: Das E-Auto eröffnet neue High-Tech-Potenziale und ein Umdenken der Energiewirtschaft bei der Erzeugung und Verteilung von Strom. Früher wollte die Autoindustrie nie abhängig von der Infrastruktur sein, in der Zukunft muss sie auch mit den Energieversorgern reden, blickte der Wirtschaftsfachmann in die Zukunft.
Den interessanten, sehr verständlich gehaltenen Referaten folgte eine engagierte Diskussionsrunde, in der deutlich wurde, dass die technische Veränderung sehr gravierende Folgen für Arbeitsmarkt und Gesellschaft nach sich zieht.
Foto 1 : Professor Dr. Manfred Wehrheim (li.) im Gespräch mit den Referenten Marcus Fehling und Professor Willi Diez (re.)
Foto 2: Marcus Fehling aus der Siemens-Forschungszentrale referierte über die Zukunft der Mobilität.
Foto 3: Professor Willi Diez zeigte dramatische wirtschaftliche Entwicklungen im Zusammenhang mit dem E-Motor auf.
Anhänge
vdi_-_technik_und_gesellschaft.doc