Jazz Art Memmingen
22.01.2008
Shooting-Star des Jazz gibt Konzert in Memmingen
Das Christian Scott Quintet im Kaminwerk Der Bayerische Rundfunk zeichnet das Konzert auf
Jazz Art Memmingen eröffnet das Konzertjahr, das im Zeichen des 10-jährigen Bestehens des Vereins steht, mit einem der vielversprechendsten Talente des zeitgenössischen Jazz: Christian Scott. Im Rahmen seiner Europa-Tournee tritt er in Metropolen wie Paris, Wien und London auf. In Deutschland spielt er neben Memmingen nur noch in München und in Berlin. Das Konzert im Memminger Kaminwerk wird von Bayern 4 Klassik mitgeschnitten und findet am Freitag, 25. Januar, um 20 Uhr statt.
Der aus New Orleans stammende Trompeter und Komponist Christian Scott darf getrost als musikalisches Wunderkind bezeichnet werden. Im Alter von 12 Jahren bekam er sein erstes Horn geschenkt und bereits als 16-jähriger performte er in der Band seines bekannten Onkels Donald Harrison. Von ihm erhielt er den ungemein wertvollen Ratschlag, früh einen eigenen, unverkennbaren Ton zu entwickeln. Er gab mir auch den Tipp, nicht zu viele Aufnahmen anderer zeitgenössischer Trompeter anzuhören, um gar nicht erst in die Versuchung zu geraten, so wie diese klingen zu wollen, berichtet Christian Scott. Als er Harrison 2001 auf dessen Album Real Life Stories begleitete, war der Trompeter gerade 18 Jahre alt. Danach absolvierte Scott in der Hälfte der normalen Zeit sein Studium am renommierten Berklee College of Music in Boston und zog von dort weiter nach New York.
Die schillernde und stilistisch breitgefächerte Musikszene des Big Apple hat auf Christian Scott deutlich abgefärbt und seine Offenheit gegenüber anderen musikalischen Einflüssen sicher gefördert. So lässt er moderne Elemente, etwa die HipHop-Anleihen oder auch rockigere Töne, harmonisch in seine dennoch eindeutig jazzigen Kompositionen einfließen. Er steht damit in einer Linie mit zwei ganz Großen in der Geschichte des Jazz: Miles Davis und Herbie Hancock.
Scotts neuestes Solo-Album "Anthem" erzählt von der Zerstörung seiner Heimatstadt New Orleans, vom Irak-Krieg und sozialer Ungerechtigkeit. Im Schicksal von New Orleans spiegelten sich die großen Konflikte der Welt. Er sei kein politischer Musiker, sagt Scott. Die US-Regierung jedoch, die New Orleans tagelang im Stich ließ, sähe er gerne auf der Anklagebank wegen Mordes, klagt Scott.
Schon das Vorgänger-Album Rewind That und sein zweites Soloalbum überhaupt waren weltweit auf große Resonanz gestoßen.
Gekrönt wurden die Jubelstürme der Fachkritiker für "Rewind That" schließlich durch eine Grammy- Nominierung in der Kategorie "bestes zeitgenössisches Jazzalbum".
Der Erfolg des Albums weckte auch bei einigen Schwergewichten des Musikbusiness Interesse an Christian Scott. Erst kürzlich ging der Trompeter mit Prince ins Studio, um ein paar Songs für dessen kommendes Album einzuspielen, und im Rio Hotel in Las Vegas standen die beiden auch zusammen auf der Bühne. Im New Yorker Highline Ballroom begleitete Scott wiederum den Rapper Mos Def bei einem ausverkauften Konzert. Hören kann man den jungen Überflieger demnächst auch auf "American Music", dem Soloalbum des Bassisten und Produzenten Randy Jackson, der in den USA derzeit sehr populär ist, begleitete im Laufe seiner bisherigen Karriere zahllose Pop- und Rockstars.
"Christian Scott ist einer der progressivsten Musiker unserer Zeit", schwärmt Randy Jackson. "Durch die Art, wie er die Grenzen des Machbaren verschiebt und neues musikalisches Terrain erobert, verkörpert er genau das, was wir alle immer an Miles Davis liebten. Er ist nicht nur ein großartiger Jazzmusiker, sondern ein großer Künstler, und er besitzt eine wirklich einzigartige Stimme in der Musik."
Seine Talente wird Christian Scott demnächst wohl auch auf der Kinoleinwand präsentieren. Denn ihm liegt bereits ein Angebot vor, in Steven Soderberghs neuem Film Leatherheads, in dem George Clooney und Renée Zellweger die Hauptrollen spielen, aufzutreten.
Besetzung: Christian Scott: trumpet; David Bryant: keys; Matthew Stevens: guitar; Joe Saunders: bass; Jamire Williams: drums